Historie des 1. FC Köln

Begonnen von magic, Sonntag, 29.Apr.2018, 15:12:37

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MLM

Heute vor 60 Jahren.

ZitatDie Scheibe war aus Holz und so groß wie eine Fünf-Mark-Münze, eine Seite war rot, die andere weiß. Sie sorgte dafür, dass der 1. FC Köln das dramatischste Europapokalspiel seiner Geschichte verlor. Am 24. März 1965 wurde der Wettbewerb, der heute Champions League heißt, zur Lotterie.
Flutlicht, Fernsehen und Flugverkehr machten den Siegeszug möglich und brachte die besten Mannschaften des Kontinents in einem schnörkellosen K.o.-Wettbewerb zusammen. Die Verbreitung des Flutlichts erlaubte Abendspiele in den Wochen zwischen den Liga-Wochenenden, das Reisen wurde durch den rasant wachsenden Flugverkehr schneller und einfacher. Dazu entdeckte das neue Massenmedium Fernsehen den Fußball als Attraktion: Für die 1954 gegründete European Broadcasting Union (EBU) war der Wettbewerb der Meister perfekter Stoff für die Eurovision, die aufwändige Live-Übertragungen für ganz Europa brauchte.
Auch das Spiel zwischen Köln und Liverpool am 24. März 1965 wurde nach der feierlichen Eurovisions-Hymne live in zehn Länder des Kontinents übertragen, 100 Millionen Menschen sahen so den Showdown eines Duells, das in Hin- und Rückspiel torlos geblieben war, aber zweimal hochklassigen Fußball geboten hatte. Dass das Rückspiel an der Anfield Road erst im zweiten Versuch stattfinden konnte, weil ein plötzlicher Schneesturm die Absage der ersten Ansetzung herbeigeführt hatte, ist trotz der ungewöhnlichen Umstände – die Spieler waren bereits auf dem Platz, mehr als 20.000 Zuschauer schon im Stadion – nur noch eine Randnotiz.
Das Interesse an der Partie war in Köln gewaltig: Fünf Sonderzüge mit knapp 4000 Plätzen, Dutzende von Bussen und Tausende von Autos brachten mehr als 20.000 Kölner ins nahezu ausverkaufte Stadion ,,De Kuip". Schon zur Pause schien alles verloren: Die Kölner lagen mit 1:2 zurück und hatten einen ihrer besten nicht mehr auf dem Platz. Wolfgang Weber, überragend schon in den beiden ersten Spielen, war nach einem Zusammenprall mit Milne in die Kabine gehumpelt.
Dort bekam der ,,Bulle", wie der Jungprofi wegen seines Kampfgeistes genannt wurde, eine schmerzstillende Spritze und unterzog sich einem Belastungstest: Er sprang von der Massagebank, das lädierte rechte Wadenbein hielt – ,,unter höllischen Schmerzen", wie es Weber oft beschrieben hat. Die Verletzung wurde als schwere Prellung eingeschätzt und Weber trat zur zweiten Halbzeit wieder an, Auswechslungen waren nicht erlaubt. Tatsächlich war das Wadenbein gebrochen.

Dort bekam der ,,Bulle", wie der Jungprofi wegen seines Kampfgeistes genannt wurde, eine schmerzstillende Spritze und unterzog sich einem Belastungstest: Er sprang von der Massagebank, das lädierte rechte Wadenbein hielt – ,,unter höllischen Schmerzen", wie es Weber oft beschrieben hat. Die Verletzung wurde als schwere Prellung eingeschätzt und Weber trat zur zweiten Halbzeit wieder an, Auswechslungen waren nicht erlaubt. Tatsächlich war das Wadenbein gebrochen.

,,Meine Motivation war, dass ich meine Mitspieler nicht im Stich lassen wollte", sagte das FC-Idol stets, wenn die Rede auf diesen Abend kam und fügte an: ,,Aber mit einem gebrochenen Wadenbein sollte man nicht zu oft spielen..." Fünf Monate fiel Weber danach aus. Das Land Nordrhein-Westfalen spendierte ihm für seinen großartigen Einsatz einen einwöchigen Erholungsurlaub in Bad Münstereifel.

Auch nach einer hektischen, harten Verlängerung auf aufgeweichtem Rasen stand es 2:2 – und nun sah das UEFA-Reglement den Losentscheid vor. Schaut warf auf dem Platz in der Nähe des Mittelkreises bedrängt von den Mannschaftsführern, Funktionären und Journalisten die rot-weiße Scheibe in die Luft; der Belgier hatte die rote Seite dem FC Liverpool zugewiesen. Beim ersten Versuch blieb die Scheibe senkrecht im morastigen Rasen stecken, erst im zweiten Anlauf fiel die Entscheidung. ,,Ich möchte jetzt nicht Spielführer sein... es ist eine solche Spannung... Da ist das Los gefallen! Wer gewinnt? Wer gewinnt? Wer ist es? Wer ist es? Wer gewinnt? Wer gewinnt? Muss auch das wiederholt werden? Ja, es muss wiederholt werden! Und... Liverpool gewinnt! Liverpool ist eine Runde weiter! Wenn je eine Mannschaft unglücklich vom Platz gegangen ist, dann die Kölner." So kommentierte WDR-Reporter Ernst Huberty atemlos die entscheidenden Sekunden.

Die Kommentare der Zeitungen und Fachzeitschriften waren einhellig und deckten sich mit dem Ton, den die große ,,Times" vorgab: ,,Es ist wirklich schade, dass ein solcher Titanenkampf durch die lächerliche Los-Prozedur entschieden wurde. Dieses Glücksspiel wird keinem der beiden Vereine gerecht, insbesondere ist der 1. FC Köln nach dieser Leistung zu bedauern."

https://m.youtube.com/watch?v=-P8zft3Yc1M
Na Palm

lynnejim

Zitat von: Helgoland_United am Montag, 08.Mai.2023, 23:27:29"Wollt ihr mit mir Fahrtsuhl fahren?"
wäre bei so einigen Verantwortlichen der letzten 25 Jahre eine ehrliche Antrittsrede gewesen  :D :verysad:
Immer nur ein Stockwerk rauf und runter ist aber langweilig. :D
Ich kann mit einem Eierlöffel Fledermäuse töten.
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MLM

Na Palm
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Humorkritik

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THC-Ben

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Dr. Mabuse

Zitat von: MLM am Dienstag, 29.Apr.2025, 09:15:53Heute vor 27 Jahren.
https://youtu.be/Oesp4LdD0c4?si=-G_3G3cZigwWLgyK
Bis zu diesem "Castor"-Spiel stand ich S04 - völlig unabhängig von der bis dahin schon vorhandenen eher abneigenden Rivalität der Vereine - eigentlich neutral bis freundlich gegenüber, weil ich eigentlich schon immer ein Faible für Westdeutsche Traditionsclubs hatte. Ich mochte einfach die Pottvereine, wobei für mich der BVB seit 1978 eher ein "Rotes Tuch" war. Aber z. B. der VfL Bochum, der MSV Duisburg, Rot-Weiß Essen usw. das waren für mich Vereine, in denen der Fußball einfach gelebt wurde. Dazu gehörte natürlich auch Schalke 04. Mein Onkel, gebürtig in den 20er Jahren, erzählte immer, dass das "früher", damit meinte er die 30er und 40er Jahre, der Verein war, den alle in Deutschland kannten, egal wo man hinfuhr, auch im tiefsten Osten, die Schalker Spieler kannte man auch da.

Aber nach diesem Spiel, bei dem ich selbst anwesend war, ich glaube ich saß in Block v oder w relativ oben, da war ich einfach fassungslos ob des Schalker Gesocks. Der Hass und die Schadenfreude des Schalker Mobs auf dem Rückweg zum Auto, den werde ich nie vergessen. Beim ersten Schalker Abstieg nach den ersten dreien in den 80ern bei dem sich der FC auch noch ausgerechnet im letzten Spiel gegen des GEsindel gerettet hat, tanzte ich Ringelreigen vor Freude, nicht nur wegen Platz 16 des FC in letzter Minute, sondern auch wegen der Verabschiedung des Pöbels aus der Ersten Liga. Hatte ich 1988 noch etwas Mitleid mit Schalke und insbesondere Charly Neumann als der FC die Schalker am vorletzten Spieltag in Müngersdorf in die 2. Liga versenkt hat, bin ich seit dem Handspiel-Castor-Spiel der Meinung, GEsindel gehört dahin, wo der Pfeffer wächst.


Santillana

Zitat von: MLM am Dienstag, 29.Apr.2025, 09:15:53Heute vor 27 Jahren.
https://youtu.be/Oesp4LdD0c4?si=-G_3G3cZigwWLgyK

Die monotone und emotionslose Stimme des Kommentators ist nicht zu ertragen. Idiot !

Aber wie Toni Polster damals nach dem Spiel sagte : Er (Held = Ratte) soll in seinem Leben nie wieder Glück haben.

Wie Dr. Mabuse hatte auch ich einen recht guten Draht zu S04 und beobachtete sie mit Wohlwollen. Danach war es für immer vorbei.


Ess et winnigstens ene Stürmer ? Dann nemme mer der !  (Hennes Weisweiler zur Verpflichtung von Pierre Littbarski)
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