Christoph Daum

Begonnen von Bree.Schreiz, Freitag, 16.Dez.2011, 09:44:21

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Conjúlio

Nach Weisweiler der größte Trainer den der FC je hatte. Sein Rauswurf war der Anfang vom Ende unserer Ära als deutscher Topverein.

Mach et joot Christoph und auf ein himmlisches Hanuta.  :icon_smile_dom2:
- Kutten raus aus Oberrang Nord -

knorpelschaden74

Der Trainer der erfolgreichsten Zeit, seit ich FC Fan bin. Damals in seinen Methoden innovativ, ehrlich (abgesehen von der PK), geradeaus und brannte für den Sport. Auch wenn meine Kumpels schon Ende der 80er beim Anblick seiner Augen meinten, der kokst, war die Entlassung 90 ein Schock, ein Fehler und einer der Sargnägel für den FC (wie auch Muckis Tod). 

Ruhe in Frieden, du hast Deine Spuren in der Bundesliga hinterlassen. 
hard work ain´t easy, but easy usually ain´t worth it

Offense wins games, defense wins championchips...the best defense is a good offense...ich bin verwirrt

Gammelt der Gaul, gib dem Schimmel die Sporen
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Rheineye

Bin sehr traurig, hab ihn immer gemocht und als jemand der den FC und die Bundesliga so richtig erst ab 1995 richtig intensiv verfolgt hat, war er immer ein Gesicht des Fußball und die Kölner hatten lange Sehnsucht nach ihm. Die Euphorie bei seinem 1. Training seiner 2. Amtszeit war schon gaga, dazu sehr beliebt in der Türkei.

Leider hatte ich die letzten Wochen schon ein ungutes Gefühl, hab seinen Krankheitsverlauf immer genau beobachtet, weil es mir sehr imponiert hat wie er in der Öffentlichkeit damit umging und vielen Betroffenen auch Mut gemacht hat. Es wurde dennoch nach der EM sehr still um ihn, da wusste ich schon das irgendwas nicht mehr zu stimmen scheint.

:idea:
7x Absteiger

CMBurns

Auch die Abwesenheit solcher Typen ist es, die bei mir dafür sorgt, dass der Fußball inzwischen deutlich weniger Relevanz hat. Danke für viele Geschichten, die wir uns vermutlich bis zum eigenen Ableben erzählen werden. 
Ein möglicher Vorwurf, die Administration habe eine wie auch immer geartete Mitverantwortung für das Forum, entbehrt jeder Grundlage.

Nur FC

So ein Mist. :verysad: 

Vor einigen Wochen habe ich ihn noch im TV gesehen und da sah er doch recht erholt aus. Hatte damals gehofft, dass er sich gesundheitlich nun wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet.

Wie ein Vorredner schon schrieb:

Zusammen mit Willi Lemke, Otto R., Werner Lorant etc. war der Christoph ein prägendes Gesicht meiner frühen Fußballfanjahre.
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Rheineye

Zitat von: Nur FC am Sonntag, 25.Aug.2024, 11:16:53So ein Mist. :verysad:

Vor einigen Wochen habe ich ihn noch im TV gesehen und da sah er doch recht erholt aus. Hatte damals gehofft, dass er sich gesundheitlich nun wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet.

Wie ein Vorredner schon schrieb:

Zusammen mit Willi Lemke, Otto R., Werner Lorant etc. war der Christoph ein prägendes Gesicht meiner frühen Fußballfanjahre.
Daum hat gesagt, dass seine Art Krebs nur ganz leicht zurückgeht, viele Metastasen im
Körper, Lungen OP hinter sich und wohl an die 30 Chemo Sitzungen, zum Teil auch eine Kombination aus Immuntherapie was ihm zumindest wieder ein gesünderes aussehen ermöglicht hat und Teilhabe am Leben.
Ich glaube aber das es in ihm ganz anders aussah und es eine unglaubliche Kraftanstrengung gewesen sein muss, sich in TV- Sendungen zu setzen und da positiv zu sein.

Ich empfinde die Schlagzeilen, wie ,,Kampf gegen Krebs verloren" immer so deplatziert, weil es sehr oft leider ein ungleicher Kampf ist, auch wenn sich die Therapien stark verbessert haben.
7x Absteiger

Povlsen

Daum war schon ziemlich durchgeknallt, auch in seiner ersten Amtszeit beim FC schon. Das war aber auch ein nicht unerheblicher Grund für seinen Erfolg. Er war authentisch, auch wenn er oft sehr gestelzt gesprochen hat, man merkte ihm damals schon noch eine gewisse Unsicherheit gegenüber Medien an, obwohl er mit ihnen gespielt und sie auch für seine Zwecke genutzt hat. Ich war damals großer Fan von ihm und bin es lange geblieben, im Grunde bis zu seiner zweiten Amtszeit bei uns. Da war der Lack schon ziemlich ab. Dass er 1990 entlassen wurde, habe ich natürlich auch lange nicht verstanden, aber später wurde es schon plausibel, was den unmöglichen Vorstand um Artzinger-Bolten aber nicht entschuldigen soll. Die Art und Weise war unterirdisch und die Herren hatten im Grunde keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Damals begann der Niedergang des FC, allerdings wäre der wohl auch mit Christoph Daum nicht ausgeblieben. Er war ein toller Trainer, der zur damaligen Mannschaft passte, aber die Spieler, die er im Laufe seiner Amtszeit geholt hat, waren ungeeignet, das Niveau zu halten. Lange her und Details sind heute nicht mehr zu verifizieren.

Seine Zeit in Leverkusen habe ich weitestgehend ignoriert, so gut es ging, weil ich schwer damit umgehen konnte, dass der ausgerechnet da anfing. Mir war klar, dass er dort Erfolg haben würde. Immerhin sind sie mit ihm nicht Meister geworden. Danach war er ja dann auch nicht mehr der Alte. 

Noch was zu seiner ersten Zeit beim FC: Damals war ich oft beim Training und hab ihn auch deshalb gemocht, weil er überhaupt nicht arrogant war, sondern mit jedem gesprochen hat, der auf ihn zukam. Das war beim damaligen FC auch nicht selbstverständlich. Die Mannschaft 87-89 ist bis heute meine Lieblingsmannschaft des FC. So schade, dass es nicht mal zum Pokalsieg 1991 gereicht hat. Aber da war Daum ja schon weg. Die Meisterschaft 1988 wäre verdient gewesen, das war die beste Saison der Vereinsgeschichte, trotzdem nur Platz 3. 1989 wäre der Titel auch verdient gewesen, aber jeweils war ein anderes Team noch besser. 

wiedster

R.I.P.
Mit Dir hat meine Effzeh-Zeit angefangen 88 und 89. Besser wurde es sportlich nie mehr. Danke für diese Saisons.
We do this not because it is easy but because we thought it would be easy!
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Rheineye

Bei seiner 2. Amtszeit war er aber nicht mehr so Fannah, dem gingen die Rentner und jaulende Hunde schon gehörig auf den Sack, er wollte eigentlich das der FC öfters in Hennef trainiert und sich dort auf die Spiele vorbereitet :D

Der Lack war ein wenig ab, der Zauber verflogen und die Ausgaben für viele Nichtskönner die er geholt viel zu teuer. Ich fand es dennoch eine bessere FC-Zeit, mit schönen Siegen in Gladbach oder Karneval in München, außerdem hat er im Schlussspurt der 2. Liga das Stadion richtig angezündet, es war so extrem laut gegen Hoffenheim und Mainz :fc:

Badabing

Zitat von: CitizenK am Mittwoch, 25.Apr.2012, 17:18:15Noch so einer wie Thielen. Würde mich nicht wundern, wenn der mit 72 auch noch mal hier aufschlägt und Präsident werden will - mit der gleichen Rede.
Diese Sorge hat sich nun als nichtig erwiesen. 

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Mcearth

Zitat von: Badabing am Sonntag, 25.Aug.2024, 12:47:34Diese Sorge hat sich nun als nichtig erwiesen.



Also da kann ck nun nichts für,  schade sowas rauszusuchen.
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Allez FC

https://m.youtube.com/watch?v=JjvLUpqds-A&pp=ygUaZGF1bSBlcnN0ZXMgdHJhaW5pbmcga8O2bG4%3D 

Ein wunderbares kleines Video für alle, die ein bisschen in Erinnerung schwelgen wollen: Erstes Training von CD nach seiner Rückkehr in Müngersdorf vor 20.000. Ab 01:30 Min. dann die unvergessene Kindersegnung vor laufenden Kameras, auch für sowas liebe ich diesen Verein so sehr. 
Ruhe in Frieden, lieber Christoph Daum. 
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Oropher

Zitat von: Mcearth am Sonntag, 25.Aug.2024, 21:15:29Also da kann ck nun nichts für,  schade sowas rauszusuchen.

Da musste man ja auch lange suchen. :roll:
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Badabing

Zitat von: Mcearth am Sonntag, 25.Aug.2024, 21:15:29Also da kann ck nun nichts für,  schade sowas rauszusuchen.
Das war doch nicht böse gemeint. Die Sorge, dass ein ehemaliger Funktionsträger / Altinternationaler Ansprüche aufs Präsidentenamt anmeldet, hätte ich 2012 (und in den Jahren danach auch), geteilt. 
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Mcearth

Zitat von: Badabing am Sonntag, 25.Aug.2024, 23:00:15Das war doch nicht böse gemeint. Die Sorge, dass ein ehemaliger Funktionsträger / Altinternationaler Ansprüche aufs Präsidentenamt anmeldet, hätte ich 2012 (und in den Jahren danach auch), geteilt.
Alles gut, wirkte auf mich zynisch und nicht passend. CK schreibt wie wir alle Mist, aber über Daums ableben freut er sich bestimmt nicht. Vergessen, weiter im Text

Povlsen

Zitat von: Allez FC am Sonntag, 25.Aug.2024, 21:52:22https://m.youtube.com/watch?v=JjvLUpqds-A&pp=ygUaZGF1bSBlcnN0ZXMgdHJhaW5pbmcga8O2bG4%3D

Erstes Training von CD nach seiner Rückkehr in Müngersdorf vor 20.000. Ab 01:30 Min. dann die unvergessene Kindersegnung vor laufenden Kameras, auch für sowas liebe ich diesen Verein so sehr. 

Das ist aber genau das, was mich am FC abstößt. Er übertreibt diese Sachen. Wenn es nur die bekloppten Fans wären, wäre es ja noch okay, aber der offizielle FC ist genauso bescheuert, er kultiviert das zumindest selbst und vergisst dabei die notwendige Professionalität. Ich finde das einfach unendlich schade, wie der FC mit dem Potenzial seines Umfeldes umgeht. Statt das wirklich zu nutzen, missbraucht er es als Alibi und Ersatz für sportliche Ambition. Das ist für mich unbegreiflich und total inakzeptabel. Daher machen mich solche Szenen aggressiv und nicht rührselig. 

märkel

Zitat von: Povlsen am Sonntag, 25.Aug.2024, 23:45:44Das ist aber genau das, was mich am FC abstößt. Er übertreibt diese Sachen. Wenn es nur die bekloppten Fans wären, wäre es ja noch okay, aber der offizielle FC ist genauso bescheuert, er kultiviert das zumindest selbst und vergisst dabei die notwendige Professionalität. Ich finde das einfach unendlich schade, wie der FC mit dem Potenzial seines Umfeldes umgeht. Statt das wirklich zu nutzen, missbraucht er es als Alibi und Ersatz für sportliche Ambition. Das ist für mich unbegreiflich und total inakzeptabel. Daher machen mich solche Szenen aggressiv und nicht rührselig.
richtig, wobei wir beide zusammen dort waren, wenn ich mich recht erinnere :D
man muss aber daum und meier zugute halten, dass sie zumindest einen anderen anspruch hatten, wenn sie auch völlig aus der zeit gefallen waren. damals haben sich überwiegend noch die fans mit sowas lächerlich gemacht, inzwischen ist es tatsächlich der offen gelebte anspruch des 1.fc köln.
Die Mutter des Schwachkopfs ist ständig schwanger.

Povlsen

Zitat von: märkel am Sonntag, 25.Aug.2024, 23:59:18richtig, wobei wir beide zusammen dort waren, wenn ich mich recht erinnere :D
man muss aber daum und meier zugute halten, dass sie zumindest einen anderen anspruch hatten, wenn sie auch völlig aus der zeit gefallen waren. damals haben sich überwiegend noch die fans mit sowas lächerlich gemacht, inzwischen ist es tatsächlich der offen gelebte anspruch des 1.fc köln.
Nein, da kannten wir uns noch nicht, erst ein paar Monate später auf einer MV. Wir waren zusammen mit anderen bei der Rückkehr von Lukas Podolski. Bei Daum war ich tatsächlich nicht, obwohl ich mich damals über die Rückkehr mindestens so sehr gefreut habe wie bei Podolski. Allerdings war ich da doch noch ziemlich verblendet, das muss ich schon zugeben.

Zum zweiten Teil stimme ich Dir absolut zu. 
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Allez FC

Zitat von: Povlsen am Sonntag, 25.Aug.2024, 23:45:44Das ist aber genau das, was mich am FC abstößt. Er übertreibt diese Sachen. Wenn es nur die bekloppten Fans wären, wäre es ja noch okay, aber der offizielle FC ist genauso bescheuert, er kultiviert das zumindest selbst und vergisst dabei die notwendige Professionalität. Ich finde das einfach unendlich schade, wie der FC mit dem Potenzial seines Umfeldes umgeht. Statt das wirklich zu nutzen, missbraucht er es als Alibi und Ersatz für sportliche Ambition. Das ist für mich unbegreiflich und total inakzeptabel. Daher machen mich solche Szenen aggressiv und nicht rührselig.
Das ist richtig, aber ich ziehe da noch irgendwo eine Trennlinie, vllt. auch aus reiner Vergangenheitsverklärung und weil ich auch irgendwie ein Faible für bescheuerte und/oder skurrile Sachen habe, was zumindest bis in die 2010er-Jahre beim FC noch ein gewisse Tragikomik hatte, da die offensiv nach außen getragenen Ansprüche immer wieder durch die Inkompetenz und manchmal schlichte Doofheit der Verantwortlichen unterminiert wurden. Das ,,spürbar anders"-artige Abkulten und die sonstigen negativen Begleiterscheinungen der völligen Entsagung jeglicher Ambitionen löst in mir natürlich auch Abscheu aus, in erster Linie bin ich ja FC-Fan und fußballinteressiert und wünsche mir maximalen Erfolg für den Verein, der Rest ist hintenangestellt und mir auch mehr oder weniger drissejal. 
Ich bin wahrscheinlich etwas jünger als viele hier, weswegen ich die letzte ernsthafte sportliche Hochphase des FCs Ende der Achtziger leider nur aus Erzählungen kenne. Als Teil einer Fan-Generation, für die die Frage ,,Papa, warum hast du mich zum FC-Fan gemacht?" Bestandteil des Großwerdens war, waren Erinnerungen anderer auch immer eine Verheißung. Über Jahre hinweg, wann immer mal wieder ein Trainer am FC gescheitert war, hieß die größte Verheißung die ,,Rückkehr des Messias" und es war wirklich annähernd so groß aufgeladen. Die Rückkehr von Daum war für mich wirklich mit das krasseste Erlebnis meiner noch jungen Fankarriere, weil die Jahre davor wirklich übelster Dreck waren. Mein ganzes FC-Umfeld, ob jung oder alt, rational oder verstrahlt, war wirklich von so einer ,,jetzt wird wieder alles gut, jetzt kommen wir wieder dahin zurück wo wir hin gehören"-Stimmung erfüllt. Natürlich war die Angelegenheit von Beginn an überdreht, in der Retrospektive erscheint es auch reichlich naiv, zumal die nachfolgenden Jahre mir dann doch jegliche positive Leichtgläubigkeit im Bezug auf den FC praktisch nehmen sollten. Trotzdem habe ich die kurze Zeit mit Daum in den 2000ern unheimlich intensiv in Erinnerung, mehr als jede andere FC-Phase. 
Vor allem die Aufstiegssaison 07/08 hat sich bei mir eingebrannt. Vermutlich war es wirklich die ,,beste zweite Liga aller Zeiten", mit den Bauern, einer schon mit Millionen unterfütterten Hopptruppe und bärenstarken Mainzern, die damals noch von Klopp trainiert wurden. Der FC hatte irgendwie eine seltsame Mannschaft am Start, die trotz Anlaufschwierigkeiten und reichlich Söldnerenergie am Ende funktioniert hat und mit der ich auch sympathisieren konnte. Der Abgang von Helmes Richtung IG-Farben (mein Lieblingsspieler damals) und die Perfomance am letzten Spieltag auf dem Betzenberg in bester FC-Manier haben mich dann doch geärgert, die Zeit davor hat aber wirklich viel Spaß gebracht. Roda Antar, der nach seinem Fallrückzieher gegen Wehen plötzlich für ein paar Wochen die Form seines Lebens fand und danach wieder untertauchte. Thomas Broich, der sich mit Lungenentzündung auf den Platz quälte und große Leistungen ablieferte. Außenristflanken von Ümit. Maynor Suazos Heldentat. Mondragon einfach nonstop durchgeknallt. 
Daum war damals der richtige um diesen seltsamen Apparat ins Laufen zu bringen und Stimmung in und um den FC zu erzeugen, wofür er wirklich ein ungemein gutes Gespür hatte. Außer nach dem Europapokaleinzug 2017 (die sehr schnell wieder erloschen ist) habe ich sonst nie wieder so eine Aufbruchsstimmung um den FC wahrgenommen, das muss ich zu Gute halten. Was dann daraus wurde, steht wieder auf einem anderen Blatt. In der Erinnerung überwiegt aber tatsächlich das Schöne. 

bickendorfer

Zitat von: Allez FC am Montag, 26.Aug.2024, 16:48:51Das ist richtig, aber ich ziehe da noch irgendwo eine Trennlinie, vllt. auch aus reiner Vergangenheitsverklärung und weil ich auch irgendwie ein Faible für bescheuerte und/oder skurrile Sachen habe, was zumindest bis in die 2010er-Jahre beim FC noch ein gewisse Tragikomik hatte, da die offensiv nach außen getragenen Ansprüche immer wieder durch die Inkompetenz und manchmal schlichte Doofheit der Verantwortlichen unterminiert wurden. Das ,,spürbar anders"-artige Abkulten und die sonstigen negativen Begleiterscheinungen der völligen Entsagung jeglicher Ambitionen löst in mir natürlich auch Abscheu aus, in erster Linie bin ich ja FC-Fan und fußballinteressiert und wünsche mir maximalen Erfolg für den Verein, der Rest ist hintenangestellt und mir auch mehr oder weniger drissejal.
Ich bin wahrscheinlich etwas jünger als viele hier, weswegen ich die letzte ernsthafte sportliche Hochphase des FCs Ende der Achtziger leider nur aus Erzählungen kenne. Als Teil einer Fan-Generation, für die die Frage ,,Papa, warum hast du mich zum FC-Fan gemacht?" Bestandteil des Großwerdens war, waren Erinnerungen anderer auch immer eine Verheißung. Über Jahre hinweg, wann immer mal wieder ein Trainer am FC gescheitert war, hieß die größte Verheißung die ,,Rückkehr des Messias" und es war wirklich annähernd so groß aufgeladen. Die Rückkehr von Daum war für mich wirklich mit das krasseste Erlebnis meiner noch jungen Fankarriere, weil die Jahre davor wirklich übelster Dreck waren. Mein ganzes FC-Umfeld, ob jung oder alt, rational oder verstrahlt, war wirklich von so einer ,,jetzt wird wieder alles gut, jetzt kommen wir wieder dahin zurück wo wir hin gehören"-Stimmung erfüllt. Natürlich war die Angelegenheit von Beginn an überdreht, in der Retrospektive erscheint es auch reichlich naiv, zumal die nachfolgenden Jahre mir dann doch jegliche positive Leichtgläubigkeit im Bezug auf den FC praktisch nehmen sollten. Trotzdem habe ich die kurze Zeit mit Daum in den 2000ern unheimlich intensiv in Erinnerung, mehr als jede andere FC-Phase.
Vor allem die Aufstiegssaison 07/08 hat sich bei mir eingebrannt. Vermutlich war es wirklich die ,,beste zweite Liga aller Zeiten", mit den Bauern, einer schon mit Millionen unterfütterten Hopptruppe und bärenstarken Mainzern, die damals noch von Klopp trainiert wurden. Der FC hatte irgendwie eine seltsame Mannschaft am Start, die trotz Anlaufschwierigkeiten und reichlich Söldnerenergie am Ende funktioniert hat und mit der ich auch sympathisieren konnte. Der Abgang von Helmes Richtung IG-Farben (mein Lieblingsspieler damals) und die Perfomance am letzten Spieltag auf dem Betzenberg in bester FC-Manier haben mich dann doch geärgert, die Zeit davor hat aber wirklich viel Spaß gebracht. Roda Antar, der nach seinem Fallrückzieher gegen Wehen plötzlich für ein paar Wochen die Form seines Lebens fand und danach wieder untertauchte. Thomas Broich, der sich mit Lungenentzündung auf den Platz quälte und große Leistungen ablieferte. Außenristflanken von Ümit. Maynor Suazos Heldentat. Mondragon einfach nonstop durchgeknallt.
Daum war damals der richtige um diesen seltsamen Apparat ins Laufen zu bringen und Stimmung in und um den FC zu erzeugen, wofür er wirklich ein ungemein gutes Gespür hatte. Außer nach dem Europapokaleinzug 2017 (die sehr schnell wieder erloschen ist) habe ich sonst nie wieder so eine Aufbruchsstimmung um den FC wahrgenommen, das muss ich zu Gute halten. Was dann daraus wurde, steht wieder auf einem anderen Blatt. In der Erinnerung überwiegt aber tatsächlich das Schöne.
Schön zu lesender Beitrag, kann ich mich voll mit identifizieren. Die zweite Daum-Zeit fällt auch in das Ende meiner "FC-Anfangszeit" die so 2002/2003 herum begann. Deswegen erinnere ich mich ebenfalls gerne an die Saison 07/08 zurück. Zu der Zeit hatte ich das erste Jahr eine Dauerkarte. Der Aufstieg damals war wirklich geil. Allerdings denke ich, dass wir die Zeit aus nostalgischen Gründen verklären. Wir waren damals einfach jünger und wir haben die Zeit intensiver und mit mehr Begeisterung erlebt. Ich denke, dass die zehn Jahre jüngere Generation irgendwann auf den Aufstieg 2019 mit Cordoba und Terodde genauso nostalgisch zurückschauen werden, so wie wir auf den 2008er Aufstieg mit Antar, Mondragon, Helmes und Co. Als der Aufstieg 2019 feststand hab ich mich 10 Minuten gefreut und hab dann gedacht, dass das ja eigentlich nur Schadensbegrenzung war. 2008 bin ich mehrere Wochen grinsend durch die Gegend gelaufen und war voller Vorfreude den FC wieder in der Bundesliga zu sehen. Aber um nochmal auf Daum zurückzukommen. Die Nachricht gestern hat mich genau deshalb so traurig gemacht, weil er einfach in mir diese schönen FC-Erinnerungen aus dieser Zeit ausgelöst hat. Er war schon eine besondere Person und hatte eine wahnsinnige Aura. Wegen solcher Typen macht Fußball so Spaß. Ich würde auch nicht voll in den Gegenwartspessimismus einsteigen und sagen, dass es heute keine besonderen Typen mehr im Fußball gibt. Die gibt es nämlich immer noch. Vielleicht weniger, mag sein. Aber oft ist das mit den "richtigen Typen von damals" auch so ein Verklärungsdings. 

Allez FC

Zitat von: bickendorfer am Montag, 26.Aug.2024, 17:27:18Schön zu lesender Beitrag, kann ich mich voll mit identifizieren. Die zweite Daum-Zeit fällt auch in das Ende meiner "FC-Anfangszeit" die so 2002/2003 herum begann. Deswegen erinnere ich mich ebenfalls gerne an die Saison 07/08 zurück. Zu der Zeit hatte ich das erste Jahr eine Dauerkarte. Der Aufstieg damals war wirklich geil. Allerdings denke ich, dass wir die Zeit aus nostalgischen Gründen verklären. Wir waren damals einfach jünger und wir haben die Zeit intensiver und mit mehr Begeisterung erlebt. Ich denke, dass die zehn Jahre jüngere Generation irgendwann auf den Aufstieg 2019 mit Cordoba und Terodde genauso nostalgisch zurückschauen werden, so wie wir auf den 2008er Aufstieg mit Antar, Mondragon, Helmes und Co. Als der Aufstieg 2019 feststand hab ich mich 10 Minuten gefreut und hab dann gedacht, dass das ja eigentlich nur Schadensbegrenzung war. 2008 bin ich mehrere Wochen grinsend durch die Gegend gelaufen und war voller Vorfreude den FC wieder in der Bundesliga zu sehen. Aber um nochmal auf Daum zurückzukommen. Die Nachricht gestern hat mich genau deshalb so traurig gemacht, weil er einfach in mir diese schönen FC-Erinnerungen aus dieser Zeit ausgelöst hat. Er war schon eine besondere Person und hatte eine wahnsinnige Aura. Wegen solcher Typen macht Fußball so Spaß. Ich würde auch nicht voll in den Gegenwartspessimismus einsteigen und sagen, dass es heute keine besonderen Typen mehr im Fußball gibt. Die gibt es nämlich immer noch. Vielleicht weniger, mag sein. Aber oft ist das mit den "richtigen Typen von damals" auch so ein Verklärungsdings.
Daum war natürlich durch und durch Fußballbusiness, mit allem was dazu gehört, im positiven sowie manchmal auch im negativen. Ich sehe es aber genauso wie du, langweilig wurde es tatsächlich nie mit CD und irgendwie braucht es das auch im Fußball, schließlich ist das Ballgeschiebe eigentlich völlig belanglos. Zudem war Daum ja auch keine reine Blendgranate sondern auch lange Zeit als Trainer richtig erfolgreich. Verklärung ist auf jeden Fall in dieser Hinsicht unausweichlich, aber sehe ich mir die öden, angepassten Schnarchnasen an, die gerade beim FC ihr Unwesen treiben und dabei auch noch maximal erfolglos sind, sehne ich mich fast zurück (tue ich aber natürlich nicht, die Kehrseiten habe ich auch nicht vergessen).
Auch mit den nachfolgenden Aufstiegen ging es mir genauso wie dir, 2008 war der Peak und danach wurde es stückweise immer weniger, 2019 war für mich komplett von diesem unsäglichen ,,Unfall"-Gelaber überprägt, das mir bis heute im Kopf geblieben ist und meine Wahrnehmung um die Geschehnisse beim FC stark beeinflusst, weil ich bis jetzt eine starke Kontinuität in Hinblick auf Tatsachenverdrehung und Selbsttäuschung seitens der FC-Führung sehe. Wie man die beste sportliche und finanzielle Ausgangslage der letzten 30 Jahre 2017 wegwerfen konnte wie ein verschimmeltes Brot und sich danach auch noch einen feixte und blöd stellte, ist für mich bis heute unerklärlich und hat mir eigentlich jegliche Hoffnungen auf Besserung in diesem Verein genommen, aber leider komme ich auch nicht so richtig weg. Aber egal, vllt. bisschen viel off-topic. Ich stock jetzt erstmal meinen Hanuta-Vorrat auf.

Rheineye

Die jugendlichen heute würden sagen, der Daum hatte Aura und das hatte der wirklich. Ich war damals noch öfters beim Training und es war einfach imponierend, wie Präsent der war aber ich glaube das ist auch ein bisschen dem geschuldet das damals der Staff kleiner war, heute musst du den Cheftrainer ja suchen, weil er umgeben von 10 Assistenten ist.
Wenn Daum ins Restaurant im Geißbockheim kam, hatten die Leute wirklich einen Glanz in den Augen, egal ob Kind oder Rentner.

Daum und der FC war schon eine seltsame Beziehung, irgendwie auch unvollendet aber immer unfassbar intensiv.
7x Absteiger

Dr. Mabuse

Zitat von: Allez FC am Montag, 26.Aug.2024, 18:07:58Daum war natürlich durch und durch Fußballbusiness, mit allem was dazu gehört, im positiven sowie manchmal auch im negativen. Ich sehe es aber genauso wie du, langweilig wurde es tatsächlich nie mit CD und irgendwie braucht es das auch im Fußball, schließlich ist das Ballgeschiebe eigentlich völlig belanglos. Zudem war Daum ja auch keine reine Blendgranate sondern auch lange Zeit als Trainer richtig erfolgreich. Verklärung ist auf jeden Fall in dieser Hinsicht unausweichlich, aber sehe ich mir die öden, angepassten Schnarchnasen an, die gerade beim FC ihr Unwesen treiben und dabei auch noch maximal erfolglos sind, sehne ich mich fast zurück (tue ich aber natürlich nicht, die Kehrseiten habe ich auch nicht vergessen).
Auch mit den nachfolgenden Aufstiegen ging es mir genauso wie dir, 2008 war der Peak und danach wurde es stückweise immer weniger, 2019 war für mich komplett von diesem unsäglichen ,,Unfall"-Gelaber überprägt, das mir bis heute im Kopf geblieben ist und meine Wahrnehmung um die Geschehnisse beim FC stark beeinflusst, weil ich bis jetzt eine starke Kontinuität in Hinblick auf Tatsachenverdrehung und Selbsttäuschung seitens der FC-Führung sehe. Wie man die beste sportliche und finanzielle Ausgangslage der letzten 30 Jahre 2017 wegwerfen konnte wie ein verschimmeltes Brot und sich danach auch noch einen feixte und blöd stellte, ist für mich bis heute unerklärlich und hat mir eigentlich jegliche Hoffnungen auf Besserung in diesem Verein genommen, aber leider komme ich auch nicht so richtig weg. Aber egal, vllt. bisschen viel off-topic. Ich stock jetzt erstmal meinen Hanuta-Vorrat auf.

Völlig richtig, nur als kleine Anmerkung: Innerhalb weniger Jahre das ganze Spiel sogar zweimal, 2022 genau dasselbe.

Zu Daum: CD hatte eigentlich überall wo er war neben dem FC, mit Ausnahme von Eintracht Frankfurt, Erfolg (VfB, Lev, Türkei usw.). Auch die zweite Amtszeit beim FC war nicht so schlecht. Nach Amtsantritt den Aufstieg zwar verpasst, dann aber aufgestiegen und im Jahr nach dem Aufstieg hatte der FC keinerlei Abstiegssorgen, das gab es so zuletzt auch nur vor langer langer Zeit.

Es gab vielleicht zwei Dinge, die irgendwie suboptimal waren. Zum einen, dass er das GBH quasi über Nacht verlassen hat, auch wenn man ihm Dinge versprochen hat, die man nicht gehalten hat (irgendwie sehe ich darin sowas wie eine Art von Retourkutsche für 1990, vielleicht) sowie sein Engagement bei der Eintracht. Letzteres hätte er sich sparen sollen (oder er hätte den Klassenerhalt schaffen müssen).
 
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CMBurns

Er konnte einfach Aufbruchstimmung schaffen. Autofahnen mit ,,Alles für den Aufstieg". Ab dem 28. Spieltag eine Mannschaft, die auf den Punkt abgeliefert hat. Hoffenheim, Mainz: die Stimmung war nur eruptiver als später Osako traf. 

Daum war aber auch Karnevalssonntag in Essen. 0:5 verloren. Der Burns als Horst Schlämmer verkleidet und richtig stramm gewesen. 
Ein möglicher Vorwurf, die Administration habe eine wie auch immer geartete Mitverantwortung für das Forum, entbehrt jeder Grundlage.

mutierterGeißbock

Zitat von: CMBurns am Montag, 26.Aug.2024, 19:21:44Er konnte einfach Aufbruchstimmung schaffen. Autofahnen mit ,,Alles für den Aufstieg". Ab dem 28. Spieltag eine Mannschaft, die auf den Punkt abgeliefert hat. Hoffenheim, Mainz: die Stimmung war nur eruptiver als später Osako traf.

Daum war aber auch Karnevalssonntag in Essen. 0:5 verloren. Der Burns als Horst Schlämmer verkleidet und richtig stramm gewesen.
Das Spiel gegen Hoffenheim wird mir von der Atmosphäre her wohl auch für immer im Gedächtnis bleiben. Suazo gegen Salihovic usw...während unsere Mannschaft sonst oft wirkte als ob sie unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln wäre, war sie bei dem Spiel wie von der Tarantel gestochen und mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs. Als wir das gewonnen haben war ich mir eigentlich auch ziemlich sicher, dass wir aufsteigen werden.
Alle Wege führen nach Rom und irgendwann zurück nach Köln

Santillana

Zitat von: Povlsen am Sonntag, 25.Aug.2024, 23:45:44Das ist aber genau das, was mich am FC abstößt. Er übertreibt diese Sachen. Wenn es nur die bekloppten Fans wären, wäre es ja noch okay, aber der offizielle FC ist genauso bescheuert, er kultiviert das zumindest selbst und vergisst dabei die notwendige Professionalität. Ich finde das einfach unendlich schade, wie der FC mit dem Potenzial seines Umfeldes umgeht. Statt das wirklich zu nutzen, missbraucht er es als Alibi und Ersatz für sportliche Ambition. Das ist für mich unbegreiflich und total inakzeptabel. Daher machen mich solche Szenen aggressiv und nicht rührselig.
Richtig, der FC übertreibt nicht nur das ganze Brimborium, er fördert es gezielt und will daraus eine Marke machen. Dass der Fussball nicht mitzieht, ist dann eine Konsequenz, die man zu meinem großen Ärger sogar in Kauf nimmt. Hauptsache "dat Jeföhl ess jot".

 
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Santillana

Zitat von: Dr. Mabuse am Montag, 26.Aug.2024, 19:14:26Völlig richtig, nur als kleine Anmerkung: Innerhalb weniger Jahre das ganze Spiel sogar zweimal, 2022 genau dasselbe.

Zu Daum: CD hatte eigentlich überall wo er war neben dem FC, mit Ausnahme von Eintracht Frankfurt, Erfolg (VfB, Lev, Türkei usw.). Auch die zweite Amtszeit beim FC war nicht so schlecht. Nach Amtsantritt den Aufstieg zwar verpasst, dann aber aufgestiegen und im Jahr nach dem Aufstieg hatte der FC keinerlei Abstiegssorgen, das gab es so zuletzt auch nur vor langer langer Zeit.

Es gab vielleicht zwei Dinge, die irgendwie suboptimal waren. Zum einen, dass er das GBH quasi über Nacht verlassen hat, auch wenn man ihm Dinge versprochen hat, die man nicht gehalten hat (irgendwie sehe ich darin sowas wie eine Art von Retourkutsche für 1990, vielleicht) sowie sein Engagement bei der Eintracht. Letzteres hätte er sich sparen sollen (oder er hätte den Klassenerhalt schaffen müssen).
 
Daum startete erst im November in seine zweite FC-Zeit. Die Saison war eigentlich schon im Eimer. Sein erstes Spiel verlor er 0-2 in Offenbach. Das hat mich damals schwer enttäuscht, weil ich tatsächlich davon ausging, Daums Magie würde kurzfristig alles ändern. Eine unrealistische Haltung. Die Neuzugänge im Winter waren auch nicht das Gelbe vom Ei : André, Tiago, Serhat Akin. In der Saison darauf sah es dann ganz anders aus. Daum lieferte.

Die Eintracht hätte er sich in der Tat sparen können. Auch sein letztes Engagement bei der Nationalelf Rumäniens war schwierig und nicht von Erfolg gekrönt. Wie man las, war dort die Sprachbarriere mitentscheidend.

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Povlsen

Zitat von: Allez FC am Montag, 26.Aug.2024, 16:48:51Das ist richtig, aber ich ziehe da noch irgendwo eine Trennlinie, vllt. auch aus reiner Vergangenheitsverklärung und weil ich auch irgendwie ein Faible für bescheuerte und/oder skurrile Sachen habe, was zumindest bis in die 2010er-Jahre beim FC noch ein gewisse Tragikomik hatte, da die offensiv nach außen getragenen Ansprüche immer wieder durch die Inkompetenz und manchmal schlichte Doofheit der Verantwortlichen unterminiert wurden. Das ,,spürbar anders"-artige Abkulten und die sonstigen negativen Begleiterscheinungen der völligen Entsagung jeglicher Ambitionen löst in mir natürlich auch Abscheu aus, in erster Linie bin ich ja FC-Fan und fußballinteressiert und wünsche mir maximalen Erfolg für den Verein, der Rest ist hintenangestellt und mir auch mehr oder weniger drissejal.
Ich bin wahrscheinlich etwas jünger als viele hier, weswegen ich die letzte ernsthafte sportliche Hochphase des FCs Ende der Achtziger leider nur aus Erzählungen kenne. Als Teil einer Fan-Generation, für die die Frage ,,Papa, warum hast du mich zum FC-Fan gemacht?" Bestandteil des Großwerdens war, waren Erinnerungen anderer auch immer eine Verheißung. Über Jahre hinweg, wann immer mal wieder ein Trainer am FC gescheitert war, hieß die größte Verheißung die ,,Rückkehr des Messias" und es war wirklich annähernd so groß aufgeladen. Die Rückkehr von Daum war für mich wirklich mit das krasseste Erlebnis meiner noch jungen Fankarriere, weil die Jahre davor wirklich übelster Dreck waren. Mein ganzes FC-Umfeld, ob jung oder alt, rational oder verstrahlt, war wirklich von so einer ,,jetzt wird wieder alles gut, jetzt kommen wir wieder dahin zurück wo wir hin gehören"-Stimmung erfüllt. Natürlich war die Angelegenheit von Beginn an überdreht, in der Retrospektive erscheint es auch reichlich naiv, zumal die nachfolgenden Jahre mir dann doch jegliche positive Leichtgläubigkeit im Bezug auf den FC praktisch nehmen sollten. Trotzdem habe ich die kurze Zeit mit Daum in den 2000ern unheimlich intensiv in Erinnerung, mehr als jede andere FC-Phase.
Vor allem die Aufstiegssaison 07/08 hat sich bei mir eingebrannt. Vermutlich war es wirklich die ,,beste zweite Liga aller Zeiten", mit den Bauern, einer schon mit Millionen unterfütterten Hopptruppe und bärenstarken Mainzern, die damals noch von Klopp trainiert wurden. Der FC hatte irgendwie eine seltsame Mannschaft am Start, die trotz Anlaufschwierigkeiten und reichlich Söldnerenergie am Ende funktioniert hat und mit der ich auch sympathisieren konnte. Der Abgang von Helmes Richtung IG-Farben (mein Lieblingsspieler damals) und die Perfomance am letzten Spieltag auf dem Betzenberg in bester FC-Manier haben mich dann doch geärgert, die Zeit davor hat aber wirklich viel Spaß gebracht. Roda Antar, der nach seinem Fallrückzieher gegen Wehen plötzlich für ein paar Wochen die Form seines Lebens fand und danach wieder untertauchte. Thomas Broich, der sich mit Lungenentzündung auf den Platz quälte und große Leistungen ablieferte. Außenristflanken von Ümit. Maynor Suazos Heldentat. Mondragon einfach nonstop durchgeknallt.
Daum war damals der richtige um diesen seltsamen Apparat ins Laufen zu bringen und Stimmung in und um den FC zu erzeugen, wofür er wirklich ein ungemein gutes Gespür hatte. Außer nach dem Europapokaleinzug 2017 (die sehr schnell wieder erloschen ist) habe ich sonst nie wieder so eine Aufbruchsstimmung um den FC wahrgenommen, das muss ich zu Gute halten. Was dann daraus wurde, steht wieder auf einem anderen Blatt. In der Erinnerung überwiegt aber tatsächlich das Schöne.

Da setze ich mal ein 100% Agree drunter, was ja mal Kult hier war. Freut mich, dass Du als deutlich jüngerer FC-Fan diese Zeit genauso abgespeichert hast wie ich. Top zusammengefasst! 
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Arminius

Zitat von: Santillana am Montag, 26.Aug.2024, 20:02:31Daum startete erst im November in seine zweite FC-Zeit. Die Saison war eigentlich schon im Eimer. Sein erstes Spiel verlor er 0-2 in Offenbach. Das hat mich damals schwer enttäuscht, weil ich tatsächlich davon ausging, Daums Magie würde kurzfristig alles ändern. Eine unrealistische Haltung. Die Neuzugänge im Winter waren auch nicht das Gelbe vom Ei : André, Tiago, Serhat Akin. In der Saison darauf sah es dann ganz anders aus. Daum lieferte.

Die Eintracht hätte er sich in der Tat sparen können. Auch sein letztes Engagement bei der Nationalelf Rumäniens war schwierig und nicht von Erfolg gekrönt. Wie man las, war dort die Sprachbarriere mitentscheidend.


Volle Zustimmung.

Nur eine kleine Korrektur:
Daum verlor direkt sein 1. Spiel nach der Rückkehr am 4.12.2006 im Heimspiel gegen den MSV mit 1:3.

Dr. Mabuse

Zitat von: Arminius am Dienstag, 27.Aug.2024, 00:28:19Volle Zustimmung.

Nur eine kleine Korrektur:
Daum verlor direkt sein 1. Spiel nach der Rückkehr am 4.12.2006 im Heimspiel gegen den MSV mit 1:3.

Funfact, der Spieler Daun legte dem Trainer Daum zwei Eier ins Nest.
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