Quo Vadis, 1. FC Köln?

Begonnen von Kalle Wirsch, Dienstag, 21.Mai.2024, 09:53:48

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märkel

Zitat von: magic am Dienstag, 21.Mai.2024, 11:50:22Du hast Recht, diese Debatte wird nie wirklich sachlich geführt und die Reaktionen darauf bestätigen es. Damit meine ich nicht nur die kritischen, die mir Lack geben sondern auch diejenigen, die meinen Kommentar als Aufruf zur Freigabe an Investoren verstehen und deswegen Hurra rufen.

Vielleicht war es ein Fehler einfach mal laut zu denken, um diesen wieder einmal furchtbaren Abstieg Nummer 7 zu verarbeiten. Ich hatte halt keinen Bock auf die üblichen Personalien Shitstorms (obwohl ich Keller und den Vorstand für massiv gescheitert halte) und schlicht einmal das große Ganze diskutieren wollte. Der Investorenansatz war ja nur ein Teil daraus.

Am Ende sind wir wohl alle ein wenig mit verantwortlich für den ganzen Wahnsinn. Wir wollten einen Mitgliederrat und haben das geschafft. Wir wollten das alte Präsidium loswerden und haben das geschafft. Wir wollten die vom MR vorgeschlagene Wolf-Truppe und haben das geschafft (da habe ich auch meinen Anteil dran, weil sie sich bei mir mehrfach präsentieren durften). Nun sehen wir das Ergebnis daraus und am Ende sind wir alle ein bißchen mitverantwortlich, das es erneut zum Abstieg kam.

Meine zentrale Frage im Artikel - die aufgrund der so schön polarisierenden Investoren-Thematik von so gut wie allen übersehen wurde - war ja eigentlich auch, welchen 1. FC Köln wir in Zukunft haben wollen? Darauf hat noch so gut wie niemand geantwortet.
ich glaube, wir alle waren ziemlich glücklich mit dem fc zwischen 2014 und 2020. das einzige, das in dieser zeit einem nachhaltigen erfolg (bleibt natürlich zu definieren, was genau das ist) im wege stand, war das nichtvorhandensein einer fehlerkultur und eine zu dünne decke an guten leuten in den entscheidenden positionen.
beispiel: spinner und schmadtke waren beide ein glücksfall für den fc, solange sie klar tickten. bei beiden wurde vorher gewarnt, man müsse sie rechtzeitig loswerden, bevor der größenwahn einsetzt. es war aber dann niemand da, der das durchsetzen konnte (im fall spinner hatte der hier schonmal als präsident geforderte kley dies versprochen, sich aber leider als schwätzer entpuppt). tünn und ritterbach haben spinner dann entmachtet, waren aber selber von anfang an schon fehlbesetzt. ein souque hat unter der hand smr in ganz vielem zugestimmt und anschließend doch alles abgenickt, was wehrle wollte. hätte smr nur zwei leute mit eiern um sich gehabt, wäre einiges anders gelaufen.
Die Mutter des Schwachkopfs ist ständig schwanger.

Double 1978

Zitat von: Gorki25 am Dienstag, 21.Mai.2024, 10:17:44Zum Großteil hat er Recht.

Es gibt trotzdem auch noch "kleinere Vereine", die sich im Haifischbecken Bundesliga zumindest deutlich besser behaupten als der FC, obwohl sie gleiche oder ähnliche Strukturen haben. Musterbeispiel ist natürlich Eintracht Frankfurt. Die haben es eben geschafft, sich über 10,15 Jahre peu a peu hochzuarbeiten. Und haben sogar ein paar Titel geholt in dieser Zeit. Offenbar ist es also doch möglich, auch als normaler Fußballverein ein deutlich besseres Management & Scouting aufzustellen und sich - wenn dann noch eine entsprechend große Fanbase dazukommt - sich auch so zwischen den ganzen Werksclubs zu behaupten.

Auf der anderen Seite muss man sagen: In der zweiten Liga sind nächste Saison 9 Gründungsmitglieder der Bundesliga, in der ersten Liga gerade mal noch 4. Der Frankfurter Weg wird immer schwieriger nachzuahmen, weil die freien Plätze in der Bundesliga sukzessive immer weniger geworden sind. Immer mehr Plätze werden halt von Konzerntrupps blockiert. Deshalb ist es m.E. auch dringend notwendig, dass sich die Traditionsclubs endlich deutlich stärker zusammenschließen, um ihre Interessen zu vertreten. Die Macht dieser Clubs in Liga 2 wird doch immer größer, je mehr das Zuschauerinteresse in den Stadien auf Liga 2 kippt. Diese Traditionsclubs müssten sich viel stärker zusammenschließen und geschlossen auftreten. Dann könnten Sie auch die TV-Gelder mit Sicherheit noch stärker zu ihren Gunsten ausrichten. Und wenn es nicht gelingt - warum nicht irgendwann mit einer eigenen Liga drohen? Die Superreichen machen es doch genauso. Sollen sie doch endlich in ihre Super-Liga gehen. Ich denke viele Fans in Deutschland würden eine Bundesliga ohne Bayern und 2-3 Werksclubs inzwischen sogar begrüßen. Warum können/sollen die Traditionsclubs über einen großen Zusammenschluss dahingehend nicht selber darauf hinarbeiten?!? Um den Wettbewerb im Fußball wieder zu erhöhen braucht es eine viel stärkere Gleichverteilung der TV-Gelder. Sowohl innerhalb der ersten Liga. Aber auch die Kluft zur zweiten Liga muss geringer werden. Hierauf müssen alle Traditionsclubs geschlossen hinarbeiten. Es ist mir bis heute unbegreiflich, dass die Traditionsclubs diese Interessensvertretung nicht viel besser hinbekommen. Stattdessen sterben die ganzen Schalkes, HSVs, Herthas, FCs, FCKs usw. lieber stillschweigend den gleichen Tod...
Wie sollen sich die traditionsvereine da einsetzen? Sollen sie protestieren, nicht antreten oder farbbeutel auf die dfb-zentrale werfen?
Die dfl hat dich gar kein interesse an einer gerechten Verteilung der tv-gelder. Denen geht es nur darum, dass die deutschen vereine in europa so gut wie möglich abschneiden und da muss man halt die dauergäste in europa mehr unterstützen. 
Und weil wir zu einem fahrstuhlverein verkommen sind und schlechte arbeit machen weil wir unfähiges personal haben, schreien wir nach einer gerechteren Verteilung. 
Ob man die mag oder nicht, aber wie machen es denn mainz augsburg oder freiburg, die sich seit zig jahren in der liga halten, teilweise mit mehrmaligen europaauftritten. Jammern die genauso?
Wenn die traditionsvereine schlecht arbeiten und schlecht wirtschaften, dann haben sie es nicht in der ersten liga verdient. 
Viel geld hilft nicht immer viel. Man muss sich den erfolg dauerhaft erarbeiten und glauben, dass man ihn sich erkaufen kann, weil man plötzlich mal 30 mio euro mehr zur Verfügung hat.
Wenn man die möglichkeit bekommt, sich durch eine europasaison besser aufzustellen und das zweimal lustlos abschenkt, weil das vielleicht mehr arbeit bedeutet, dann hat man es auch nicht anders verdient. 
Hier wird immer gejammert und mehr geld gefordert, wir sollten lieber mal fähiges, ambitioniertes personal fordern, dass einen richtigen plan hat ziele zu erreichen, dass die massen mitreissen und für seine pläne begeistern kann. 
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magic

Zitat von: märkel am Dienstag, 21.Mai.2024, 12:25:57ich glaube, wir alle waren ziemlich glücklich mit dem fc zwischen 2014 und 2020. das einzige, das in dieser zeit einem nachhaltigen erfolg (bleibt natürlich zu definieren, was genau das ist) im wege stand, war das nichtvorhandensein einer fehlerkultur und eine zu dünne decke an guten leuten in den entscheidenden positionen.
beispiel: spinner und schmadtke waren beide ein glücksfall für den fc, solange sie klar tickten. bei beiden wurde vorher gewarnt, man müsse sie rechtzeitig loswerden, bevor der größenwahn einsetzt. es war aber dann niemand da, der das durchsetzen konnte (im fall spinner hatte der hier schonmal als präsident geforderte kley dies versprochen, sich aber leider als schwätzer entpuppt). tünn und ritterbach haben spinner dann entmachtet, waren aber selber von anfang an schon fehlbesetzt. ein souque hat unter der hand smr in ganz vielem zugestimmt und anschließend doch alles abgenickt, was wehrle wollte. hätte smr nur zwei leute mit eiern um sich gehabt, wäre einiges anders gelaufen.


Das sehe ich ganz genau so, allerdings schmerzt es dann umso mehr, das wir dennoch abgestiegen sind. Insbesondere 2018 war für mich ein extremer Sündenfall, weil das aus den sattsam bekannten Gründen so unnötig wie sonst was war und wir in der Folge dank Veh-Wehrle-Schumacher den "Unfall" sauteuer wieder geradebiegen mussten. Dann kam Corona, die neue Werterad-Werner-Gang und ein paar weitere Fehlentscheidungen später hocken wir trotz dem zweiten Mal Europa (was generös abgeschenkt wurde) jetzt wieder in der Zweitklassigkeit. Es ist nicht einfach, da noch zu glauben, das wir prinzipiell auf dem richtigen Weg sind.
"Der FC ist kein Verein, den man sich selbst überlassen darf"

Dr. Mabuse

Man muss in der ganzen Diskussion immer berücksichtigen, dass sich das insofern immer im Kreise dreht als dass der Erfolg in diesem Fußballverein in erster Linie natürlich immer abhängig ist von den handelnden Personen am GBH. Selbst wenn "irgendein" Geldgeber 1 Milliarde Euro in den Verein stecken würde, dort aber immer noch Kellers, Wölfe und Wettiche rumspringen man dann halt immer noch für 1 Milliarde Paqaradas, Alidous und Adamyans auf dem Feld rumstehen hat. Da muss man nur nach Hamburg oder Berlin blicken um das zu verstehen. Professionelle Strukturen und vor allem professionelles Führungspersonal vor Investment in Spieler muss da die Vorgehensweise sein. Sonst ist das alles für die Katz. Dieser Verein ist KEINEN Schritt weiter als Mitte der 90er. Im Gegenteil, im Moment steht er m. E. kurz vor dem Totalabsturz. Das muss man endlich mal begreifen. Und DAS liegt an den handelnden Leuten am GBH, an nichts anderem! Es ist ja nicht Gottgegeben oder für alle Zeiten in Stein gemeißelt, dass dieser Verein nicht vorankommt.
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Helgoland_United

Schon vorher 6 Abstiege!
3 mal direkt zurückgekehrt/3 mal nach 2 Saisons wieder aufgestiegen.

Da kann man schon froh sein, dass das bereits nie zu längeren Zweitligaaufenthalten geführt hat.
Und es geht ja auch noch wesentlich tiefer: Siehe Lautern, 1860 oder sogar Duisburg

Nun Abstieg Nr. 7 - und diesmal mit anderen Vorzeichen....

Dabei macht mir auch Angst, welchen verlogenen Schwachsinn unser Vorstand von sich gibt.
Anstatt klaren Tisch zu machen und wenigstens transparent zu versuchen die schwierige Situation anzugehen, wird von  "Kontinuität und Entwicklung", "alternativlos" und "hervorragend aufgestellt" gesprochen. Unser Präsident flachst derweil sogar gerne vor der Kamera und Keller gibt den erhabenen Planer mit Durchblick  :kotz:

Strukturell macht mir Angst, dass unser Verein immer wieder von den falschen Leuten gelenkt wird und es scheinbar keine funktionierende Kontrollmechanismen gibt.

Sowohl 3 Jahre erste Liga am Stück mit EL-Qualifikation (2014-2017) als auch 4 Jahre am Stück mit zeitweilig einigen Juwelen im Kader (2019-2023) konnten nicht davor schützen, dass kurzfristig alles zerbricht.

Selbst wenn wir innerhalb der nächsten Jahre wieder aufsteigen sollten: Was soll passieren, dass sich der Verein dauerhaft festigen kann?

Mit Freiburg kann man unser Umfeld ohnehin nicht vergleichen. Mit Mainz und Augsburg auch nicht.
Hertha, HSV, Schalke, "Hannover",... haben ähnliches Missmanagement erlebt.
Von der "großen" Clubs mit unruhigen Umfeld ist Frankfurt ein Vorbild, zumindest jahrelang hat auch Gladbach erstaunliches hinbekommen. Bei Stuttgart ging es klar Richtung Fahrstuhlmannschaft und nun der totale Aufschwung... Entwicklung abwarten...

Im Übrigen gibt es eben Bayern... Dortmund... die Werbevereine Leverkusen, Leipzig, Wolfsburg, Hoffenheim (= 6 Bundesligisten)

Frankfurt, Gladbach, Freiburg, Mainz, Augsburg... inzwischen auch wieder Stuttgart und Bremen und wohl  auch Union mit klaren strukturellen Vorteilen (=8 Bundesligisten)

Es wird immer enger sich dauerhaft einen Platz in der 1. Liga zu sichern.

Derzeit geht es aber wohl ohnehin darum den totalen Absturz abzuwenden.
"Die glorreichen 7"
created by Keller/Wolf
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dackelclubber

Was ich noch nicht umfänglich verstanden habe ist die Tatsache, dass uns Corona gefühlt so viel dramatischer getroffen hat als andere Clubs

Wir sind Mitte 2019 aufgestiegen, hatten 39 Mio. Eigenkapital und 33 Mio. Schulden, dazu aber dann auch ab Sommer ein halbes Dutzend Spieler im Kader mit signifikanten Transferwerten wie Bornauw, Skhiri, Hector und Co

Jetzt spulen wir mal drei Jahre vor in den Sommer 2022 und plötzlich ist das Eigenkapital weg, sind die Schulden bei 80 Mio inkl außerbilanzieller Verbindlichkeiten und herrscht ein brutaler Druck, den Lizenzspieletat 1/3 runterzudonnern trotz 3 Klassenerhalts in Serie 

Andere Clubs hatten Mitte 2022 auch dünnes EK und 50-90 Mio Schulden; Werder, Union, Augsburg

Ich versteh's nicht

Wir komme nit an die Woosch ran, dat provoziert Randale
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p_m

Zitat von: Kalle Wirsch am Dienstag, 21.Mai.2024, 09:53:48https://www.ralf-friedrichs.de/aktuelles/nach-dem-7-abstieg-debatte-%C3%BCber-%C3%A4nderungen

Hat er recht?
Womit? Mit der Behauptung, so könne es nicht weitergehen, ja. Mit der These, man bräuchte eine Änderung der Finanzstruktur, nicht. Ich finde es auch sehr vereinfacht, den Abstieg von 1998 als Sündenfall zu klassifzieren - dahinter verbirgt sich ein, wenn man so will, umgekehrtes teleologisches Geschichtsbild, wonach alle Entscheidungsträger beim 1. FC Köln dazu verdammt sind, regelmäßig bei der Arbeit zu versagen. Das entbindet aber gleichzeitig alle, also auch Keller, Wolf usw. ein Stück von ihrer Verantwortung. Vielleicht liegt mir diese Sichtweise aber auch sehr fern, weil ich viel jünger als Ralf bin und 1999 das erste Mal mit 6 Jahren überhaupt im Stadion war.

Dazu kommt, dass Ralf ja schon alle Gegenargumente bezüglich eines Investoreneinstiegs selbst nennt. Zuvorderst wäre da das miese Personal beim FC, das -Stand jetzt- mit dem Geld umgehen müsste (aber auch "mehr Geld" ist keine Wunderwaffe, oder hätte Armin Veh etwa nicht Florian Wirtz zur IG-Farben-Traditionself ziehen lassen, wenn er das doppelte Budget zur Verfügung gehabt hätte?). Insgesamt wirkt der Text auf mich so, als seien seine Überlegungen eher ein frommer Wunsch nach mehr Professionalität und damit einhergehender sportlicher Konstanz in Liga 1 - und der angedeutete Investoreneinstieg wäre ein Hebel dafür. Echte Argumente für einen Investoreneinstieg außer Wunschdenken lese ich im Text nicht, weil es sie schlichtweg nicht gibt.

In dem Zusammenhang mit den von Ralf ins Spiel gebrachten 1. und 2. FC Kölns lohnt es sich auch, bei den Argumenten zwischen der ökonomischen Ebene in kurz- und langfristiger Hinsicht sowie der emotionalen Ebene zu differenzieren (losgelöst vom Personal, das mit dem Geld arbeiten muss). Das einzige Argument, das für einen Anteilsverkauf spricht, wäre die kurzfristige Verfügbarkeit von Geld. Damit verbunden ist auch kurzfristig die Gewissheit, dass die Anteile weg sind. Sprich, mit dem Anteilsverkauf kauft sich der Verein nicht mehr als die Hoffnung auf sportliche Qualitätssteigerung. Gelingt die mit dem ersten Verkauf nicht, würde ein zweiter folgen usw. usf., sodass man hier in einen Teufelskreis käme (genug abschreckende Beispiele dafür sind hier wahrscheinlich allen bekannt).

Kurz- und langfristig wäre der einzige Investor, der ökonomisch Sinn ergeben würde, derjenige, der über Jahre alle Verluste ausgleicht. Da sind wir dann beim Besitzermodell, das wir bspw. aus der PL kennen (Ralf hat das Argument selbst genannt, auch wenn er es anders ausgedrückt hat: "Ein wettbewerbsverzerrendes Werks-Füllhorn voller Geld, wie es ein paar Kilometer den Rhein entlang jede Saison seit Jahrzehnten vorhanden ist, fehlt dem FC eben."). Damit verbunden wäre dann die komplette Abgabe von Einflüssen als Fans und Mitglieder, was ökonomisch und strategisch nicht nur gut sein muss. Kluge Leute gibt es hier ja nach wie vor und die Masse zahlungsbereiter Fans für Spiele, Merchandise usw. spricht auch eher dagegen, dass man es sich als Eigentümer mit denen komplett verscherzen sollte. Je nachdem, wer dann Eigentümer wäre, könnte ein stümperhaftes Auftreten für ihn also durchaus geschäftsschädigend sein, denn selbst wenn er den 1. FC Köln dann verkaufen wollte, müsste er dabei wahrscheinlich finanzielle Abstriche machen. Denn anders als bei den US-Franchises steigt der Wert dieser Sportunternehmen nicht gefühlt einfach so, sondern kann durch Abstiege erheblich geschmälert werden (hallo Berlin).

Sowohl hier als auch in der breiten Öffentlichkeit bewegt man sich also ohnehin meistens auf der ökonomischen Ebene, wenn man sich über Investoreneinstiege austauscht. Die emotionale Ebene wird, entgegen der Behauptungen und Beleidigungen von Exfußballern und Leuten "aus dem Fußball", in Gesprächen und Artikeln nur sehr wenig adressiert. Hier wäre beispielsweise anzuführen, dass der 1. FC Köln nach einer kompletten Übernahme durch einen Investor (denn nur die würde ökonomisch Sinn ergeben) eben kein Verein mehr wäre und jeder sportliche Erfolg selbst in eingebildeter Weise nicht von den Mitgliedern als "Wir haben das erreicht" verbucht werden könnte, sondern dem Eigentümer zugerechnet würde. Damit verbunden ist auch bei sportlichem Misserfolg als Fan die Aussicht, regelmäßig bei Ticketpreisen angebettelt und ausgepresst zu werden und sich vorhalten lassen zu müssen, man habe gefälligst gegenüber den großzügigen Geldgebern den Mund zu halten, wenn man sie kritisierte.

Es ist aber ohnehin müßig, sich darüber auszutauschen, weil es gar kein konkretes Angebot für einen Investoreneinstieg gibt. Erst dann ließe sich über "die Sache" ausgefeilt und sachbezogen sprechen und jedes Mitglied könnte bei einer MV eine persönliche Abwägung vornehmen. Ich bin mir sicher, dass diese Debatte, entgegen so mancher Vermutung, sehr sachlich geführt würde. Aktuell ist das jedoch nur eine Phantomdebatte.

Meine persönliche "Sündenfall"-These bezöge sich btw nicht auf Abstiege oder Verschwendungssucht, sondern auf Personenkult. Wenn der 1. FC Köln und sein Umfeld einen Fehler zyklisch begeht, dann den, sich Einzelpersonen vollständig auszuliefern. Das jüngste Beispiel dafür ist Steffen Baumgart, der vom Vorstand und Keller Narrenfreiheit erhielt, aber dann völlig versagte. All diese Typen, die letztlich versagt haben, sind aber mindestens mal finanziell weich gefallen, der FC nicht. Wäre "ich der Verein", wäre meine Lektion aus den letzten zwanzig Jahren (die kann ich einigermaßen überblicken), dass sich hier niemand mehr für unersetzlich halten und gemacht darf. Ob Podolski, Daum, Overath, Spinner, Schmadtke, Stöger, Wehrle, Schumacher, Baumgart, Wolf oder sonstwer - sie alle haben den 1. FC Köln als ihr Spiel- und Werkzeug verstanden. Es müsste umgekehrt sein.
"In der Dummheit liegt eine Zuversicht, worüber man rasend werden möchte."

Gorki25

Zitat von: Double 1978 am Dienstag, 21.Mai.2024, 12:38:44Wie sollen sich die traditionsvereine da einsetzen? Sollen sie protestieren, nicht antreten oder farbbeutel auf die dfb-zentrale werfen?
Die dfl hat dich gar kein interesse an einer gerechten Verteilung der tv-gelder. Denen geht es nur darum, dass die deutschen vereine in europa so gut wie möglich abschneiden und da muss man halt die dauergäste in europa mehr unterstützen.
Und weil wir zu einem fahrstuhlverein verkommen sind und schlechte arbeit machen weil wir unfähiges personal haben, schreien wir nach einer gerechteren Verteilung.
Ob man die mag oder nicht, aber wie machen es denn mainz augsburg oder freiburg, die sich seit zig jahren in der liga halten, teilweise mit mehrmaligen europaauftritten. Jammern die genauso?
Wenn die traditionsvereine schlecht arbeiten und schlecht wirtschaften, dann haben sie es nicht in der ersten liga verdient.
Viel geld hilft nicht immer viel. Man muss sich den erfolg dauerhaft erarbeiten und glauben, dass man ihn sich erkaufen kann, weil man plötzlich mal 30 mio euro mehr zur Verfügung hat.
Wenn man die möglichkeit bekommt, sich durch eine europasaison besser aufzustellen und das zweimal lustlos abschenkt, weil das vielleicht mehr arbeit bedeutet, dann hat man es auch nicht anders verdient.
Hier wird immer gejammert und mehr geld gefordert, wir sollten lieber mal fähiges, ambitioniertes personal fordern, dass einen richtigen plan hat ziele zu erreichen, dass die massen mitreissen und für seine pläne begeistern kann.
Hast Du Dir mal den Vergleich zur Premier League bei diesem Thema angeschaut? Genau diese Premier-League, die doch sonst die heilige Kuh aller Fußballexperten (oder solcher die es sein wollen), aller Funktionäre usw. ist...

In England bekommt der Erste gut 60% mehr an TV-Geldern als der Tabellenletzte. In Deutschland kassiert Bayern München diese Saison gute 210% mehr als Darmstadt.

Was soll an dieser massiv höheren Spreizung als in England gerecht sein? Erst Recht vor dem Hintergrund, dass sich doch (fast) alle eine spannendere Bundesliga wünschen? Erschließt sich mir nicht. Und wäre für mich natürlich ein erstrebenswertes und absolut gerechtfertigtes Ziel, diese Spreizung zu verringern. Und das schafft man nur, wenn viele Vereine bei diesem Thema gemeinsam für das selbe Ziel kämpfen würden...

Bzgl. des fähigeren und ambitionierten Personals und Hausaufgaben selber machen gebe ich Dir ja völlig Recht. Trotzdem ist dieses Thema (fairere Wettbewerbsbedingungen) für mich sehr wohl ein relevantes Thema, für das sich ein Verein wie der FC einsetzen MUSS. Weil genau diese Wettbewerbsbedingungen durch die neue CL usw. doch immer immer immer immer weiter abgeschafft werden. Bis die Bundesliga halt irgendwann zu einer kompletten Lachnummer verkommen ist. 

tikap

Schalke macht es nach dem desaströsen Jahr richtig: Die trennen sich knallhart von allen Spielern die nicht passen, räumen im Scouting rigoros auf, setzen die Physios vor die Tür und wechseln im Trainerteam durch. Einmal komplett auf links gedreht. 
...der Ball verzaubert alle - alle verzaubert der Ball...
Heute zählt nicht was du gestern gewonnen hast, sondern es zählt nur was du morgen gewinnst!
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Double 1978

Zitat von: Gorki25 am Dienstag, 21.Mai.2024, 14:14:06Hast Du Dir mal den Vergleich zur Premier League bei diesem Thema angeschaut? Genau diese Premier-League, die doch sonst die heilige Kuh aller Fußballexperten (oder solcher die es sein wollen), aller Funktionäre usw. ist...

In England bekommt der Erste gut 60% mehr an TV-Geldern als der Tabellenletzte. In Deutschland kassiert Bayern München diese Saison gute 210% mehr als Darmstadt.

Was soll an dieser massiv höheren Spreizung als in England gerecht sein? Erst Recht vor dem Hintergrund, dass sich doch (fast) alle eine spannendere Bundesliga wünschen? Erschließt sich mir nicht. Und wäre für mich natürlich ein erstrebenswertes und absolut gerechtfertigtes Ziel, diese Spreizung zu verringern. Und das schafft man nur, wenn viele Vereine bei diesem Thema gemeinsam für das selbe Ziel kämpfen würden...

Bzgl. des fähigeren und ambitionierten Personals und Hausaufgaben selber machen gebe ich Dir ja völlig Recht. Trotzdem ist dieses Thema (fairere Wettbewerbsbedingungen) für mich sehr wohl ein relevantes Thema, für das sich ein Verein wie der FC einsetzen MUSS. Weil genau diese Wettbewerbsbedingungen durch die neue CL usw. doch immer immer immer immer weiter abgeschafft werden. Bis die Bundesliga halt irgendwann zu einer kompletten Lachnummer verkommen ist.
ich bin doch auch der meinung, dass die gelder gerechter verteilt werden müssen. ich sehe nur nicht, wie das gelingen soll. weil zum einen wollen die vereine, die jetzt von dieser verteilung profitieren nichts abgeben und zum anderen, wie geschrieben, will die DFL den jetzigen dauergästen in europa nichts wegnehmen, damit diese konkurenzfähig bleiben und für die bundesliga gut abschneiden.

und wie gerecht ist denn gerecht verteilen. schon bei der beantwaortung dieser frage wird man keine einigung erzielen.   
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CitizenK

Zitat von: Double 1978 am Dienstag, 21.Mai.2024, 15:32:55und wie gerecht ist denn gerecht verteilen.

Es sind Vereine. Also das Geld nach Mitgliederzahl verteilen.
User, die ich auf ignore habe und deren Kommentare ich weder sehen noch kommentieren könnte (auch wenn sie mich betreffen): Wildharry, globobock77.
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Almidon

Zitat von: magic am Dienstag, 21.Mai.2024, 11:50:22Du hast Recht, diese Debatte wird nie wirklich sachlich geführt und die Reaktionen darauf bestätigen es. Damit meine ich nicht nur die kritischen, die mir Lack geben sondern auch diejenigen, die meinen Kommentar als Aufruf zur Freigabe an Investoren verstehen und deswegen Hurra rufen.

Vielleicht war es ein Fehler einfach mal laut zu denken, um diesen wieder einmal furchtbaren Abstieg Nummer 7 zu verarbeiten. Ich hatte halt keinen Bock auf die üblichen Personalien Shitstorms (obwohl ich Keller und den Vorstand für massiv gescheitert halte) und schlicht einmal das große Ganze diskutieren wollte. Der Investorenansatz war ja nur ein Teil daraus.

Am Ende sind wir wohl alle ein wenig mit verantwortlich für den ganzen Wahnsinn. Wir wollten einen Mitgliederrat und haben das geschafft. Wir wollten das alte Präsidium loswerden und haben das geschafft. Wir wollten die vom MR vorgeschlagene Wolf-Truppe und haben das geschafft (da habe ich auch meinen Anteil dran, weil sie sich bei mir mehrfach präsentieren durften). Nun sehen wir das Ergebnis daraus und am Ende sind wir alle ein bißchen mitverantwortlich, das es erneut zum Abstieg kam.

Meine zentrale Frage im Artikel - die aufgrund der so schön polarisierenden Investoren-Thematik von so gut wie allen übersehen wurde - war ja eigentlich auch, welchen 1. FC Köln wir in Zukunft haben wollen? Darauf hat noch so gut wie niemand geantwortet.
Ich versuche mal eine Antwort auf deine Frage zu geben:

Ich möchte einen FC, der sich in der ersten Bundesliga etabliert, dauerhaft. Erreicht werden soll dies insbesondere durch eine bessere Durchlässigkeit des Nachwuchses, in den wir weitere Gelder stecken sollten. Zum einen, weil wir bereits jetzt ganz gut aufgestellt sind (was die Talente angeht, nicht bzgl der Infratstruktr), zum anderen, weil hier Potenziale liegen, die uns von anderen Vereinen unterscheiden können. Wir sollen als Verein zudem eine Anlaufstelle für junge, entwicklungsfähige externe Spieler sein. Ich erwarte keinen immens große Identifikation von den Spielern, aber Spieler, die hier etwas erreichen möchten und uns als Zwischenstation vor dem Wechsel zu einem größeren Verein sehen.

Ich möchte, dass der FC weiterhin kein Verein wird, der seine Ziele versucht mithilfe externer Investoren zu erreichen. Warum dies zum Scheitern verurteilt ist, wurde bereits mehrfach erklärt. Ich wünsche mir ein Management, welches mit den vorhandenen Mitteln möglichst erfolgreich agiert, insbesondere durch das im oberen Abschnitt priorisierte Vorgehen. Müsste ich mir aus der Bundesliga ein Vorbild suchen, würde ich Freiburg anführen. Hier scheint seriös gearbeitet zu werden, mit einer Unaufgeregtheit (die in Köln schwerer umzusetzen sein wird), einem klaren Plan, der Etablierung von Nachwuchsspielern mit einem festen Konzept etc.

Der FC soll weiterhin ein Verein für die Menschen sein, für die Fans, sich sozial engagieren und Werte verkörpern, die die Stadt Köln ausmachen.

Ob diese Ziele mit einem Mitgliederrat, wie es ihn jetzt gibt und weiterhin bereits vorhandenen Vereinsgremien besser oder schlechter umzusetzen sein wird, kann ich nicht beurteilen. Auch hier macht es aber vielleicht Sinn, sich andere, ähnlich "gestrickte" Vereine anzuschauen und deren Vorgehen diesbezüglich zu analysieren.

Was ich auf keinen Fall möchte: Eine Fortsetzung des Kölschen Klüngels. Ehemalige Spieler können gerne dann in den Verein integriert werden, wenn sie etwas mitbringen, was wir bisher nicht haben, nicht aber nur, weil sie einmal Spieler des FC waren etc.