Als ich ene kleene Fetz wor, hat man mich auch mit dem FC-Virus angesteckt, da war die Zeit vorbei mit Glanz und Gloria und der Fahrstuhl wurde auch in Köln etabliert. Titel waren mir immer egal (das erklärt meine generelle Vereinswahl im Sport), aber ich habe immer viel Wert auf eine Mannschaft gelegt, die verbissen gekämpft hat. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf der Trainingsbank, in den Büros am Geißbockheim und auf den Rängen des Müngersdorfer Stadions.
Dennoch, in den letzten Jahren ist immer wieder ein Teil des FC-Virus in mir gestorben. Ja, der Kölner hat den "Klüngel" in den Duden gebracht, aber ich war immer der festen Überzeugung, dass Wolfgang Overath und seine Lederjackenfraktion das "Höchst der Klüngelei" darstellt.
Zu früh gefreut.
Ich hab Overaths miese Verabschiedung zähneknirschend toleriert. Genauso wie das spätere Anbiedern von Spinner. Oder die Affäre um Veh/Ritterbach/Schumacher/Spinner. Ich hab Beierlorzer genauso toleriert, wie Solbakken und in Lottner immer mehr gesehen, als nur ein paar gute Freistöße.
Ich hab es toleriert, dass der Verein duckmäuserisch vor dem deutschen Fußballverband ist. Und auch, dass man keine Gelegenheit auslässt, den Fans das Messer in den Rücken zu rammen. Ich hab Trippels Anbiedern an den falschen Vorstandkandidaten toleriert, genauso wie das Sponsorendrama mit Zypern. Ich hab Wehrles Machtausbreitung toleriert, ebenso wie das Transferhickhack um Tanase, wo man den Verein mit dem Nasenring durch die Manege führte. Ich hab es sogar toleriert, dass man Podolski nicht holen wollte, weil er mehr im Rampenlicht stehen würde, als man selber.
Und ich könnte sogar Heldt tolerieren. Auch Gisdol.
Aber:
Ich kann nicht tolerieren, dass man jede beschissene Wasserstandsmeldung dem Kölner Boulevard steckt. Dass man jede Personalie öffentlich kommentiert und kommunziert. Dass man den Fans offen ins Gesicht lügt, sich Zeit mit der bestmöglichen Wahl zu nehmen, nur um ihnen dann die Personalien vorzusetzen, die man auch schon vor 1, 2, 5, 10 Wochen hätte haben können.
Ich kann nicht tolerieren, dass man den Veh-Abschied kannte und den Fans dann mitteilt, dass man nicht vorbereitet war - um als i-Tüpfelchen dann den Mann zu präsentieren, der sowieso scharf auf den Job war und lieber gestern als heute angefangen hätte.
Nein, das ist nichts gegen Gisdol und Heldt persönlich.
Aber mit der Bekanntgabe dieser Personalien habe ich mit dem 1. FC Köln abgeschlossen.
Man darf mich gerne Judas nennen, aber ich bin mittlerweile fast 30 Jahre, chronisch krank und habe einfach keine Kraft mehr, meine Zeit und Emotionen in diesen Verein zu stecken, der es bisher noch immer geschafft hat, einen draufzusetzen.
Da kümmer ich mich lieber um Hobbies und Menschen, die weniger kräftezehrend für mich sind. Heute kann ich zum ersten Mal sagen: Als Fan bin ich zu müde.
Vielleicht ist das zu vorschnell, vielleicht ist das nicht endgültig. Aber zum aktuellen Punkt ist das für mich alternativlos.